Nein sagen
Kannst du gut Nein sagen? Ich nicht. Weißt du warum? Ich habe das Gefühl, dass ich den anderen verletze, wenn ich seine Bitte ablehne. Ich habe das Gefühl, dass ich IHN ablehne, wenn ich seine Bitte ablehne. Ich habe das Gefühl, er oder sie mag mich nicht mehr, wenn ich Nein sage.Es ist doch auch gar nichts dabei, Ja zu sagen. Irgendwie schaff ich das schon, denke ich mir. So, und genau da liegt das Problem
Wenn du immer Ja sagst, bist Du irgendwann überfordert
Wenn du immer Ja sagst, wirst als „Die kannst du fragen, die sagt eh Ja.“ Oder „Der kannst du das geben, die macht das schon.“ angesehen. Wer wertschätzt es denn schon, wenn du immer alles annimmst und machst und tust? Kaum jemand. Es ist irgendwann völlig normal. Für alle.
Wenn du plötzlich mal Nein sagen würdest, wären die andren total perplex, weil sie es nicht von dir kennen. Sie würden sagen: „Das ist aber eine unfreundliche Kollegin, die ist ja gar nicht so nett, wie alle immer gesagt haben“ und schups hast du das erreicht, was du mit deinem immer Ja sagen entgegenwirken wolltest.
Wenn du aber elegant Nein sagst, dann wirst du dich wundern, wie viel Wertschätzung und Respekt du plötzlich bekommst. Mal ganz abgesehen von den vielen Steinen, die von deiner To-Do Liste fallen und Platz für dein Leben machen.
Nein sagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, ist gar nicht so einfach.
Ich zeige dir, wie du elegant Nein sagen kannst.
Ich habe erst in den letzten Jahren gelernt Nein zu sagen. Gehörst du auch zu denen, die es immer allen recht machen wollen? Und plötzlich bist du völlig überfordert, weil du dieses und jenes und das auch noch und das andere auch noch übernommen hast. Und warum? Weil man dich darum gebeten hat und weil du ein guter Mensch bist. Ist es denn ein Zeichen dafür, ein guter Mensch zu sein, wenn du jede Bitte mit einem Ja beantwortest? Hättest du einfach Nein gesagt, wäre dein Leben entspannter, sortierter und nicht immer nahe am Burnout vorbeigeschrammt. Aber Nein zu sagen ist sauschwer.
Hier deine Vorbereitung zum Nein:
-
Sei vorbereitet. Es gibt Situationen, die schreien förmlich nach einer Bitte. Sei es ein Projekt, bei dem die Aufgaben neu verteilt werden müssen und doch schon alle im Meeting verstohlen anblicken, weil sie genau wissen, dass sie dich gleich fragen werden ob DU nicht dies und jenes übernehmen könntest. Oder Kleinigkeiten zu Hause, die du normalerweise schnell mal erledigst, weil es dann schneller geht und der Familienfrieden gewahrt bleibt. „Schatz, geht du schnell einkaufen?“ Ja, gut“. „Mama, kannst du mir bei Mathe helfen?“ „Ja, gut“ „Schatzi, kochst du heute wieder dieses superaufwändige DreiGängeMenü, das uns allen sooo gut schmeckt?“ „Ja, gut“
-
Fall nicht auf Schmeicheleien herein. „Machst du das bitte, du kannst das doch so gut“ „Frau Schmidt, Sie sind die einzige, der ich diese wichtige Aufgabe anvertraue“ „Ich weiß, ich kann dir vertrauen.“ „Wenn du nicht wärst, würde hier alles den Bach runter gehen“
-
Verfolge dein Hauptziel. Das kann sein genügend Zeit für die Familie zu haben, deine ToDoListe abends fertig zu haben. Wenn du das hast, wirst du aus der tiefe deines Herzens selbstbewusst sagen können: „Nein, ich muss noch ein anderes Projekt bis Freitag fertig haben, ich kann jetzt nicht.“
Die Strategie zum Nein sagen
Jetzt kommt die Strategie, wie du Nein sagen kannst.
-
Paraphrasiere, was der andere von dir will: „Ich sehe, du möchtest, dass ich die Recherche für das Projekt übernehme.“ Blieb dabei sachlich. Falsch wäre zu interpretieren: „Ich sehe, du willst mehr Zeit für dich haben, indem du mir die Recherche für das Projekt aufdrückst.“
-
Als zweites kommt die Entscheidung zu „Ja, ich mache es, ABER…“ und „Nein, ich mach es nicht, weil…“
-
Hast du dich für ein Teil-Ja entschieden, kannst du ein 1. Zeitliches Teil-Ja anbieten: „Ja, ich mache es, aber erst, wenn ich mit meiner Sache fertig bin.“ Oder 2. ein partielles Ja: „Ja, ich mache es, wenn du die Hälfte übernimmst.“ Oder 3. einen Deal: „Ich mache es für dich, wenn du die Zusammenstellung der Gäste für mich machst.“ Bähm. Als vierte Möglichkeit bleibt dir noch das Abschiebe- Ja: „Nein, ich kann das nicht, aber der Herr Soundso, der kann das super.“
-
Solltest du jetzt ein definitives Nein sagen wollen, rate ich dir folgendes: 1. Zuerst spielst du ein bisschen auf der Kuschelgeige: „Ich fühle mich geehrt,…“ dann kommt 2. dein wahres Ziel „mein Ziel ist…“ und 3. „Ich habe mich entscheiden, dass/weil…“ Diese Strategie trifft auf alles zu, was an dich herangetragen wird. Du stößt damit niemanden vor den Kopf, du verletzt niemanden, sondern du ernstes Respekt und Achtung.
So, und jetzt viel Spaß beim eleganten NEIN sagen.
Kleiner Tipp noch: Wenn du siehst, dass der andere nickt (Psychologisch heißt das Emblem), nachdem er etwas gefordert hat, löst das bei dir Zustimmung aus. Dann bleib genau auf diesem Weg, denn dann hast du dein Ziel fast erreicht.
Alles Liebe,
deine Yvonne