3. Triell – Körpersprache Analyse

Was war denn mit Frau Baerbock los?
Ist Scholz zu siegessicher?
Wie wirkt es, wenn Laschet den Terrier einpackt?

Meine Analyse aus rhetorischer und körpersprachlicher Sicht:

Frau Baerbock trug schwarz. Ja, ich bin eine Frau und achte auf sowas. Schwarz kann vor Kameras konturenlos wirken, weil Kameras das Licht aus Schwarz heraussaugen. Schwarz fand ich deswegen unglücklich. Zudem Frau Baerbock dadurch blasser als sonst wirkte.

Ebenfalls blass von der Gesichtsfarbe her wirkte Herr Scholz. Es ist ein harter Wahlkampf um jede Stimme, das sieht man den Kandidaten jetzt an. Herr Laschet dagegen wirkte frischer und hatte eine relativ gesunde Gesichtsfarbe.

Aber kommen wir zu Wirkungen von nonverbalen und stimmlichen Signalen:

Annalena Baerbock:
Was Frau Baerbock kann, ist menschliche Nähe zum Zuschauer herzustellen. Frau Baerbock begrüßte die Zuschauer als einzige mit Worten „Guten Abend“. Die beiden Herren nickten nur. Sie blickt häufig in die Kamera, nimmt damit Augenkontakt mit dem Zuschauer auf. Das weckt Vertrauen und man hat das Gefühl, dass es ihr um uns geht. Das macht sie sehr geschickt, wie ich finde. Aber was war mit ihr los, als es nicht mehr um Kinder und Frauen ging? Im Verlaufe des Triells häuften sich die „Äh“s sehr. Gegen ein bisschen „Äh“ ist normalerweise nichts einzuwenden, aber es kratzt nun mal in der unbewussten Wahrnehmung an einer souveränen Ausstrahlung. Auffällig war auch das unkontrollierte Hochziehen des Mundwinkels. Das ist ein mikromimischer Ausdruck von Missfallen. Diese Mikroausdrücke erscheinen nur Bruchteile von Sekunden und sind vom Gehirn nicht steuerbar. Das kannte ich von ihr nicht und vermute, dass sie heute sehr unter Stress stand und der Wahlkampf an ihrer Konstitution zehrt. Auch ihr Hautbild war nicht mehr so rein wie noch vor einer Woche. Viele bezeichneten sie als kämpferisch. Ich nahm es nur äußerlich als kämpferisch wahr und innerlich müde und ausgelaugt.

Olaf Scholz:
Er wirkt siegessicher. Zu siegessicher? Mittlerweile hat er in sein stoisches Repertoire der Körpersprache „jovial lächeln“ aufgenommen. Er spult Inhalte ab, das macht er gut. Ich zucke allerdings jedesmal zusammen, wenn er versucht zu gendern: Bügernn und Bürger, Arbeitnehmernn und Arbeitnehmer usw. Wenn schon gendern, dann bitte deutlich. Nuscheln wirkt nicht souverän. Bei Minute 24 hat Scholz etwas gemacht, das wunderbar funktionierte ein man zu Wort kommen will. Die Fischmaultaktik. Das wiederholte stumme Öffnen des Mundes, um gleich etwas zu sagen. Olaf Scholz reagiert körpersprachlich „laut“, wenn er etwas sagen möchte. Er bewegt sich dann mehr als sonst, wirkt unruhig. Und dann platzt es aus ihm heraus. So weit es eben platzen genannt werden kann.
Was auffällig war, war seine körpersprachliche Reaktion auf Frau Baerbocks Klimaantwort. Er blickte in die gleiche Richtung wie Frau Baerbock, nämlich zu den Moderatorinnen. Es schien, als seien sie sich einig. Die Verbundenheit der beiden war an vielen Stellen zu sehen und zu hören.
Netter rhetorischer Schachzug mit souveräner Körpersprache am Ende: „Vielen Dank für die Frage und die Gelegenheit, das nochmal darzustellen.“

Armin Laschet:
Armin laschet hat den Terrier eingepackt. Er wirkte ruhig, souverän. Für manche vielleicht zu ruhig. Ich persönlich habe bisher genug angriffslustigen Laschet gesehen, ich mochte das ruhige mal ganz gerne. Es gab einen Moment, in dem er sich so angegriffen fühlte, dass er eine Hand vor seine Brust hielt. Wir machen das intuitiv, wenn wir unseren Brustkorb schützen wollen. Es war der Moment, als Frau Baerbock ihn attackierte. Aber sonst wirkte er konzentriert, aufmerksam und seine Haltung war klar erkennbar und was wir zu erwarten haben, wenn die CDU/CSU an die Regierung kommt.

Fazit

Alle sind erschöpft. Aber sie kämpfen. Es wird Zeit, dass der Tag der Entscheidung kommt.

Lassen Sie uns hoffen, dass wir eine gute Regierung bekommen, die Lösungen bringt und es klug versteht, die großen und auch kleinen Übel an der Wurzel zu packen.

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