Wenn du dich in Menschenmassen nicht wohl fühlst

Gedanken am überfüllte Flughafen

Ich und Menschenmassen? Ich habe mich lange Zeit gefühlt wie eine Spirellinudel im Spaghettitopf. Alle Spaghettis schwimmen um mich herum, verhaken sich in mir und ich ertrinke in der Masse.

Ich war Schauspielerin und sogar ein bisschen berühmt, so dass mich viele auf der Straße erkannt haben und ich mich in Menschenmassen nicht wohl gefühlt habe. Ich war schon immer eine Spirellinudel, oder habe mich zumindest so gefühlt. Ein bisschen verdrehter als die anderen, ein bisschen unbiegsamer als eine lange gekochte Spaghetti und trotzdem bin ich mit dem Strom im Kochtopf des Lebens mitgeschwommen.

Durch die Schauspielerei und die Präsenz im Fernsehen wird man auf eine gewisse Art gehyped. Menschen wollen Interviews, du wirst zu Fernsehshow eingeladen, schwebst über den roten Teppich, unterschreibst wäschkörbeweise Autogrammkarten. Ich dachte echt, ich sei etwas Besonderes.

Während meiner Präsentations- und Körperspracheseminare, in denen ich mit Menschen gearbeitet habe – sie in zwei Tagen so intensiv kennengelernt habe, wie es selten die Gelegenheit gibt – habe ich erfahren: Jeder ist für sich selbst einzigartig. Jeder hat seine eigene Geschichte. Es gibt immer Gründe, warum jemand sich so oder so verhält. Wenn Menschen ihre schlechte Laune nach außen tragen oder verbal ausfällig werden, denke ich nicht: “Was bist du denn für ein Honk!”. Sondern ich denke: “Ich bin gespannt, was dahinter steckt.”

Jeder ist die Nudel, die er sein möchte und schwimmt irgendwie in seiner eigene Suppe.

Und als ich das verstanden hatte, wurde mir klar, dass ich nicht der Mittelpunkt der Welt bin, sondern wir alle jeweils auf unsere eigene Art der Mittelpunkt der Welt sind. Nur für uns, für unsere eigene, kleine Welt. Und die Welt der anderen hat nichts mit mir zu tun. Und deswegen kann ich mich in Menschenmassen inzwischen entspannen.

Ich beobachte den älteren Herrn, der so goldig in seinen Pfirsich beißt, die knallbunt gekleidete Dame, die emsig in ihrem Handy herumtippt, die ältere Dame, die unsicher auf ihrer Boardkarte sucht, ob sie am richtigen Gate ist, der wichtige telefonierende Geschäftsmann im Anzug, der wie ein Pfau auf und ab stolziert.

Jeder einzelne dieser Menschen um mich herum hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Seine eigene Geschichte und auch seine eigenen Ziele. Und keines dieser Ziele hat etwas mit mir zu tun – außer unser Reiseziel, wo wir gleich gemeinsam im selben Flugzeug hinfliegen…

Und wenn ihr jetzt denkt: Die Nudel hat sie doch nicht mehr alle… dann habt ihr Recht: Ich hatte während des Schreibens des Textes tierisch Kohldampf 🍝🤗

Yvonne de Bark ist studierte Schauspielerin und Top-Expertin zum Thema Körpersprache und Wirkung

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